Mai 2024

Generative KI als (kreative) Texterin (Teil 1): Vor- und Nachteile

Image of a blue glowing chip with the letters AI sitting on top

Das Ende aller Textersorgen?

Seit der Einführung von ChatGPT ist generative künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Viele von uns haben ohne Zweifel schon einmal das eine oder andere ausprobiert oder lassen sich sogar regelmäßig Texte generieren. Und das mit beeindruckend guten Ergebnissen!

Da stellt sich vielleicht die Frage: Braucht man heute überhaupt noch menschliche Texter?

Worin stecken kreative Texte?

Zunächst sollten wir einen kurzen Blick darauf werfen, wo das kreative Texten, auch oft „Copywriting“ genannt, überall zum Einsatz kommt. Einige Beispiele dafür sind:

  • Produktbeschreibungen
  • Broschüren
  • Websitetexte
  • Blogposts
  • Marketinginhalte
  • Social-Media-Inhalte
  • und vieles mehr…

Die menschliche Komponente

Bisher war das Verfassen von Texten, gerade von werblichen Materialien, menschlichen Texterinnen und Textern vorbehalten. Mit der Einführung großer Sprachmodelle, die nach dem Erlernen von Mustern und Statistik aus einer riesigen Menge von Texten aus dem Netz das Generieren von Texten erlernt haben, hat sich das jedoch geändert. Trotzdem ist KI kein hundertprozentiger Ersatz für den Menschen – weil sie bisher noch nicht alle Dimensionen der menschlichen Intelligenz abdecken kann. Deshalb sollten wir einen Blick darauf werfen, wo denn die jeweiligen Stärken und Schwächen von Mensch und KI liegen.

Vorteile menschlicher Texterinnen und Texter …

  1. Kreativität – bisher ist diese noch dem Menschen vorbehalten. Generative KI erschafft Texte basierend auf den Daten, mit denen sie gefüttert wurde, und tendiert somit zum besten Durchschnittswert. Das führt zu wenig originellen Phrasen.
  2. Emotionen – auch emotionale Intelligenz ist derzeit noch dem Menschen vorbehalten. Selbst Experten streiten sich, ob sich das jemals ändern wird. Das bedeutet aber auch, dass nur Menschen andere Menschen wirksam emotional ansprechen können.
  3. Zuschnitt auf die Zielgruppe – hier lässt sich bei der KI zwar durch das sogenannte Prompt Engineering, also das Formulieren spezifischer Vorgaben, viel tun. Aber ein Mensch, der ein Briefing über eine bestimmte Zielgruppe erhält, kann sich in diese viel besser hineinversetzen und liefert somit höchstwahrscheinlich auch ein besseres Ergebnis.
  4. Kultur, Gesellschaft und Kontext – der Mensch ist ein soziales Wesen. Und jede Gesellschaft bringt ihre eigenen Normen, Erwartungen, Werte und Vorstellungen mit sich. Das ist für eine rein statistisch Texte berechnende Maschine nur schwer „verständlich“, für den Menschen jedoch nichts, worüber er in seiner eigenen Kultur großartig nachdenken müsste.

… und ihre Nachteile

  1. Geschwindigkeit – Schreiben ist ein aufwändiger Prozess. Er beginnt mit ausführlichen Recherchen, bevor überhaupt der erste Satz auf dem Papier landet. Dann muss der Text noch einmal überarbeitet werden, bevor eine oder mehr Korrekturschleifen mit Feedback von Kundinnen und Kunden folgen.
  2. Kosten – es ist wenig verwunderlich, dass dieser aufwändige Prozess auch teuer ist. Eine KI, die dagegen (vielleicht kostenlos, vielleicht für wenige Euro im Monat) in Sekundenschnelle akzeptable Texte erstellt, ist deutlich schonender für den Geldbeutel.
  3. Konsistenz – dieser Punkt betrifft hauptsächlich größere Projekte, an denen mehrere Personen beteiligt sind. Jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Stil, sodass es in diesem Fall zu Ungleichmäßigkeiten kommen kann.

Generative KI als kreative Texterin

Einige der großen Stärken der KI als Texterin sind natürlich Punkte, die ich oben schon als Nachteile der menschlichen Texterinnen und Texter aufgegriffen hatte. Diese werden hier nicht noch einmal wiederholt, um weiteren Aspekte Raum zu bieten.

Ihre Vorteile …

  1. Inspiration und Ideenfindung – hier geht es eher darum, KI als Schreibhilfe zu verwenden, und weniger als vollständigen Ersatz für einen Menschen. Sie kann durchaus sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, Ideen zu sammeln und herauszufinden, auf welches Ziel man mit einem Text hinsteuern möchte.
  2. Keine Schreibblockaden – viele von uns kennen das Problem: Man sitzt vor einer leeren Seite und weiß nicht, wo man anfangen soll. KI löst dieses Problem sehr elegant, denn mithilfe Ihres Outputs haben Sie schon etwas in der Hand, auf dem Sie aufbauen können.
  3. Mehrsprachigkeit – sehr praktisch ist, dass viele KI-Tools bereits mehrere Sprachen beherrschen. Wenn Sie einen Text also in mehreren Sprachen veröffentlichen möchten, können Sie ihn direkt übersetzen lassen. (Achtung, auch hier kann es zu Problemen kommen! Mehr dazu in meinem Post über KI in der Übersetzung.) Oder Sie lassen ihn gleich in mehreren Sprachen generieren. Problematisch ist hier jedoch, dass die Texte in den verschiedenen Sprachen verschiedene Inhalte behandeln könnten.
  4. Datensammlung für die Recherche – eine Sache, die uns Maschinen definitiv voraus haben, ist die schnelle Verarbeitung einer großen Datenmenge. Dieser Aspekt könnte uns also dabei helfen, unsere Texte mit Daten zu untermauern.

… und Dinge, die mit Vorsicht genossen werden sollten

  1. Halluzinationen – schnell wurde uns mit der Einführung von ChatGPT klar: künstliche Intelligenz kann halluzinieren. Sprich: Dinge erfinden, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Eindrucksvoll zeigte das der prominente Fall eines New Yorker Anwalts, der im Mai 2023 durch die Presse ging. Hier ist also Vorsicht geboten. Menschliche Texterinnen und Texter sollten ihre Texte hingegen gründlich recherchieren oder sind sich zumindest bewusst, wenn sie Inhalte frei erfinden (die KI wird hingegen auch auf Nachfrage auf der Richtigkeit ihres Outputs beharren).
  2. Informationstiefe – generative KI benötigt massenhaft Daten, um ausreichend trainiert werden zu können. Das bedeutet aber auch zwingend, dass es ihr an sehr speziellen Informationen fehlt, zu denen nur wenige Daten vorliegen. Somit ist es wenig verwunderlich, dass ihre Texte oft sehr oberflächlich wirken und wenig in die Tiefe gehen.
  3. Energieverbrauch – laut Statistik verbraucht die Abfrage über eine KI das bis zu 10-Fache einer Suchmaschinensuche (siehe dieser Beitrag von Heise). Dabei ist der Energieverbrauch für ihr Training aber noch gar nicht berücksichtigt. Da ist es fraglich, ob die Verwendung von generativen Tools besonders nachhaltig ist und wie sich der Energieverbrauch mit ihrer zunehmenden Nutzung weltweit entwickeln wird.
  4. Datenschutz – auch in diesem Zusammenhang möchte ich wieder darauf aufmerksam machen, dass viele Anbieter (und gerade diejenigen kostenloser Tools) mit den Daten arbeiten, mit denen ihre KIs gefüttert werden. Sollten Sie sich also geschäftliche E-Mails generieren lassen, achten Sie darauf, keine personenbezogenen Daten oder Geschäftsgeheimnisse herauszugeben.

Ausblick

Es sind aber nicht nur die konkreten Vor- und Nachteile von menschlichen und KI-Textern, mit denen wir uns angesichts der Frage, wer denn besser kreative Texte erstellt, auseinandersetzen sollten.

Vielmehr stellt sich auch hier, wie bereits beim Thema menschliche oder maschinelle Übersetzung, die Frage: Wer hat denn wann die Nase vorne? Sprich: Wann kann ich KI verwenden, um Texte zu generieren, und wann sollte ich vielleicht lieber einen Menschen beauftragen? Und was gibt es bei der Verwendung einer generativen KI zu beachten? Damit beschäftigen wir uns im nächsten Beitrag.

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