Juni 2024

Generative KI als (kreative) Texterin (Teil 2): Einsatzszenarien und Tipps

Image of a blue glowing chip with the letters AI sitting on top

Vor -und Nachteile der KI als Texterin

Letzten Monat hatten wir uns bereits mit den Vor- und Nachteilen von sowohl KI als Texterin als auch menschlichen Copywriterinnen und Copywritern beschäftigt und einen Blick auf Aspekte wie Kreativität, Kosten und Konsistenz geworfen.

Wofür in diesem Beitrag leider kein Platz mehr war, war allerdings die Frage danach, welche Option wann geeigneter ist – Mensch oder Maschine – und wie ich denn nun eine KI am besten als Texterin verwende.

Einsatzszenarien

Entscheidungshilfe: Mensch oder Maschine?

Im Laufe meiner Recherchen für diesen kurzen Blog-Zweiteiler bin ich in einem anderen Blog zum Thema KI und Copywriting auf ein interessantes Zitat gestoßen:

„Think of an AI copywriter as an extremely intelligent, 12 year old child that knows a vast amount about the world from the internet.” [Stellen Sie sich KI als ein extrem intelligentes 12-jähriges Kind vor, das aus dem Internet eine Menge über die Welt gelernt hat.] (Zitat aus https://www.hypotenuse.ai/blog/ai-copywriting-explained – nur auf Englisch verfügbar).

Dieses Zitat veranschaulicht meiner Ansicht nach sehr gut, was eine KI derzeit alles kann und was nicht. Dank statistischer Berechnungen kann sie zielsicher ein passendes Wort an das andere reihen, sodass ein sinnvoller Text zu einem bestimmten Thema entsteht. Genau wie ein 12-jähriges Kind. Außerdem kann sie aus dem Internet eine Unmenge an Informationen über unsere Welt abgreifen, sodass sie durchaus informativen Output erstellt.

Was sie aber nicht besonders gut kann, ist, tiefschürfende Texte über Nischenthemen verfassen, die vielleicht sogar neue Sichtweisen postulieren, bisher unbekannte Verknüpfungen herstellen oder besonders originelle Sprache nutzen. Diese Fähigkeit scheint bisher dem Menschen vorbehalten.

Deshalb scheint mir zum aktuellen Zeitpunkt folgende „Aufgabenteilung“ sinnvoll:

Einsatzgebiete für KI

Generative KI ist zweifellos unschlagbar in Sachen Geschwindigkeit und Kosten. Wenn es also darum geht, schnell viel Content zu generieren, der als eher oberflächlich eingestuft werden kann, ist KI das Tool der Wahl. Hier einige Beispiele:

  • Social-Media-Posts
  • Blogbeiträge mit eher oberflächlichem oder allgemeinem Inhalt
  • E-Mail-Texte
  • KI als Ideengeberin: Lassen Sie sich einen längeren Text zu einem bestimmten Thema generieren, um sich Denkanstöße für den Inhalt zu holen – das habe ich bei diesem Beitrag übrigens selbst getan und somit einen oder zwei Punkte aufgegriffen, die sonst höchstwahrscheinlich keine Erwähnung gefunden hätten.

Dabei gilt aber immer die Grundregel, dass KI-generierte Texte keinesfalls einfach kopiert und veröffentlicht werden sollten, sondern immer mit Verstand zu prüfen sind. Etwas mehr dazu weiter unten.

Aufgabengebiete für den Menschen

Ohne Frage ist generative KI sehr gut darin, tolle Texte zu erstellen. Insbesondere dann, wenn man weiß, wie man sie am besten bedient (dazu unten mehr).

Aber der Mensch ist nach wie vor nicht aus dem Texten wegzudenken. Besonders wenn es darum geht, ein Zielpublikum „abzuholen“, ist menschliche Empathie gefragt. Beispielsweise bei folgenden Textarten:

  • Beiträge, die eine umfassende, tiefgründige Recherche erfordern, weil es sich um ein komplexes oder ein Nischenthema handelt.
  • Besonders auch in Fällen, in denen diese Beiträge Erläuterungen enthalten, die auf das entsprechende Zielpublikum abgestimmt sind und auf seinem Wissensstand „abholen“.
  • Emotional ansprechende Texte, die ein Unternehmen in positivem Licht darstellen oder zum Kauf (oder anderen Handlungen) anregen sollen.

Und auch in Sachen Vertraulichkeit lohnt es sich darüber nachzudenken, ob man einen Technologie-Giganten denn mit den eigenen Firmengeheimnissen füttern sollte. Gegen einen Menschen hat man durch Geheimhaltungsverträge wenigstens Rechtsmittel in der Hand, falls es zum Verstoß kommen sollte. Was Unternehmen jedoch mit den Daten tun, mit denen ihre KI-Tools gefüttert werden, wissen wir nicht.

Kernfrage

Sollten Sie sich noch immer nicht ganz sicher sein, ob Sie Mensch oder KI für die Texterstellung beauftragen sollen, fragen Sie sich: Wie wichtig ist der Text für das Unternehmen?

Je wichtiger, desto besser ist es, einen Menschen zu beauftragen.

Gerade dann, wenn Sie Texte in einer Fremdsprache verfassen lassen, haben Sie bei menschlichen Texterinnen und Textern die Möglichkeit einer Rücksprache. Bei Nutzung einer KI können Sie sich den Text zwar dann übersetzen lassen, doch ob diese Übersetzung wirklich textgetreu ist und vor allem auch die Nuancen des Originals erfasst, bleibt fraglich (siehe auch dieser Beitrag).

Anwendungstipps

Neben den oben und vergangenen Monat ausgeführten Punkten gibt es außerdem aber noch ein paar Aspekte, die es bei der Verwendung von KI zu beachten gilt:

Aufgabenstellung

Einen sehr großen Einfluss auf den Output einer generativen KI haben die sogenannten „Prompts“. Das sind die Eingabeaufforderungen, mit deren Hilfe die KI erfährt, was genau sie tun soll. Je besser diese Prompts formuliert sind, desto besser „weiß“ die KI Bescheid und desto besser kann sie das Ergebnis auf Ihren Wunsch zuschneiden.

Voreingenommenheit

Acht zu geben ist auch auf das Thema „Bias“. Damit werden im Englischen bestimmte Vorurteile oder Verzerrungen bezeichnet, die sowohl Menschen als auch KI betreffen. Diese Technik ist nämlich keinesfalls neutral, obwohl wir das gerne hätten und auch oft denken: Vielmehr spiegelt sie die Vorurteile wider, die in den Daten enthalten sind, mit denen sie gefüttert wurde. Und wir sind uns wahrscheinlich alle schmerzlich bewusst, dass es in Sachen Neutralität und Gleichstellung aller Menschen noch viel zu tun gibt – auch in unserer Sprache.

Rechenleistung

Derzeit gibt es zwei Möglichkeiten, KI zu nutzen: über das öffentliche Angebot im Internet oder durch Erwerb eines lokalen Modells. Vorteil des lokalen Modells ist, dass kein Drittunternehmen potenziell durch unvorsichtige Bedienung Zugang zu Firmengeheimnissen erhält. Auch ein weiteres, spezifisches Training und eine Personalisierung sind möglich. Nachteil ist aber, dass diese Modelle sehr ressourcenintensiv sind. Für eine lokale KI benötigen Sie sehr leistungsfähige Computer, die aber leider auch eine Menge Strom verbrauchen.

Arbeitsablauf

Sie haben sich entschieden, es einmal mit einer generativen KI zu versuchen. Dann gibt es ein paar Dinge, die Sie bei der Texterstellung berücksichtigen sollten, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen:

  1. Überlegen Sie sich (wie beim Selbstverfassen oder beim Beauftragen eines Menschen), worüber Sie schreiben möchten und was Sie mit dem Text erreichen möchten. Notieren Sie sich das stichpunktartig für Ihren Prompt.
  2. Suchen Sie sich ein geeignetes KI-Tool Unterschiedliche Tools haben unterschiedliche Stärken und Schwächen.
  3. Öffnen Sie die Eingabemaske und beginnen Sie Ihren Prompt. Weisen Sie der KI zunächst eine Rolle zu, z. B. „Du bist ein professioneller Copywriter.“
  4. Danach stellen Sie der KI etwas Kontext bereit, z. B. „Du sollst einen Text für den Blog eines Raumfahrtunternehmens schreiben.“
  5. Nun ist es an der Zeit, der KI Thema und Umfang des Textes vorzugeben. Hier können Sie auch Argumente aufzählen, die unbedingt im Text vorkommen sollen, oder aber der KI freie Hand lassen.
  6. Zum Schluss können Sie (optional) auch einige Beispiele bereitstellen, z. B. wenn die KI den Text im Stil eines bestimmten Autors verfassen soll oder sprachlich bestimmte Merkmale aufweisen soll (wie beispielsweise „einfache Sprache“).
  7. Wenn Sie möchten, können Sie der KI auch Anweisungen zur Formatierung
  8. Nun können Sie den Output generieren.
  9. Prüfen und überarbeiten Sie diesen, bis er Ihren Vorstellungen entspricht. Oder verfeinern Sie Ihre Prompt-Angaben und wiederholen Sie den Vorgang.

Abschließende Gedanken

In den vergangenen Monaten haben wir viel über das Thema KI in Übersetzung und Texterstellung gelernt. Eines scheint klar: KI ist ein unglaublich nützliches Tool, das viele Aufgaben vereinfacht, aber nicht immer der geeignete Partner.

Was braucht es nun also für einen erfolgreichen Text? Egal, ob er von Mensch oder Maschine verfasst wird: So oder so müssen Sie sich vorher Gedanken darüber machen, was Sie erreichen möchten – ob für das Briefing eines Texters oder für den Prompt der KI. Für die Nutzung von KI müssen Sie sich auch mit „Prompt Engineering“ auseinandersetzen. Und Zeit für Überarbeitungsschleifen sollten Sie ebenfalls einplanen, sowohl beim Menschen als auch bei der KI.

Sie haben noch Fragen zum Einsatz von KI in Ihren sprachbezogenen Workflows? Dann kontaktieren Sie mich gerne. Gemeinsam ermitteln wir, wie Sie Mensch und Maschine optimal für Ihr Unternehmen nutzen können.

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